Straubinger Tagblatt vom 16.07.2020
„Die Wichtigkeit erkannt“
Ergo- und Physiotherapeuten: Lage hat sich nach Lockdown entspannt
Anfang April hat Kathrin Neißendorfer von erGO konzept noch eine Versorgungslücke an Physio- und Ergotherapeuten befürchtet, sollte der Lockdown noch lange andauern. Die Lockerungen haben nun die Lage allerdings entschärft, wie sie und Dr. Martin Huber, Geschäftsführer des Reha-Zentrums, im Gespräch erzählen.
Obwohl Patienten während des Lockdown als Notfälle weiter behandelt werden hätten dürften, blieben viele Patienten aus Angst vor einer Ansteckung den Praxen fern. Außerdem wurden nicht dringende Operationen ausgesetzt, was zur Folge hatte, dass es auch keine im Anschluss nötigen Reha-Maßnahmen gab. „Wir haben die Ängste und Sorgen der Patienten vor einer Ansteckung in unseren Räumen von Anfang an respektiert“, erklärt Kathrin Neißendorfer. Sie betreibt zwei Ergotherapie-Praxen in Straubing und Kirchroth. Etwa 50 Prozent ihrer Patienten hätten die Therapie während des Lockdown unterbrochen. „Das hat aber nicht sehr lange angehalten. Den meisten ist dabei schnell bewusst geworden, wie wichtig die Therapie ist und dass sie sehr schnell erste Rückschritte machten“, so Kathrin Neißendorfers Erfahrung. Nun sei der Terminkalender wieder voll. Damit sich die Patienten, die meist zur Corona-Risikogruppe zählen, in der Praxis sicher fühlen, gibt es entsprechende Hygienemaßnahmen. „Patienten und Therapeuten waschen und desinfizieren sich regelmäßig die Hände, die Geräte werden desinfiziert und der Abstand wird eingehalten, wo möglich.“ Außerdem trägt jeder in der Praxis einen Mund-Nasen-Schutz. Für den Fall, dass die Patienten ihren doch mal vergessen, hat Kathrin Neißendorfer nächtelang selbst welche genäht. Diese werden, genau wie die Wäsche und die Arbeitskleidung, nach Benutzung in der Praxis ausgekocht und gewaschen.
Fast keine Absagen mehr
Die Patienten, das merkt Kathrin Neißendorfer, schätzten die Therapie nun ganz anders, „sie sehen jetzt die Wichtigkeit. Es gibt so gut wie keine Absagen oder kein Terminvergesser mehr.“ Auch die Zahl der Neuanmeldungen nehme zu. Der Zukunft sieht die Ergotherapeutin daher wieder positiv entgegen. „Wäre es noch lange mit dem Lockdown weitergegangen, hätten wir und viele andere Praxen die Kosten wohl nicht mehr decken können.“ Dann hätte man sich existenzielle Sorgen machen müssen. Um den finanziellen Schaden etwas aufzufangen, gab es einen Rettungsschirm der Krankenkassen: 40 Prozent der Einnahmen des letzten Quartals 2019 wurden erstattet. „Wenn es den Rettungsschirm nicht gegeben hätte, wäre jetzt schon ein weit größeres Loch da.“ Etwas mehr Hilfe würde sie sich allerdings noch wünschen: „Wir dürfen eine Hygienepauschale abrechnen, mit der der erhöhte Hygienebedarf gedeckt werden soll.“ Der beträgt allerdings 15 Cent pro Patient. „Damit kann ich nicht mal einen Handschuh überziehen. Das ist leider ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dr. Martin Huber, einer der Geschäftsführer des Reha-Zentrums, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch hier blieben die Patienten aus, da Operationen, die nicht dringend notwendig waren, während des Lockdowns verschoben wurden. „Es wurden beispielsweise keine Knie- oder Hüftoperationen durchgeführt. Daher gab es auch keinen Bedarf an Reha-Anwendungen.“ Nun habe sich die Lage allerdings entspannt, Operationen finden wieder statt, Patienten kommen zur Reha. Allerdings musste auch im Reha-Zentrum vieles angepasst werden. Neben den üblichen Hygienemaßnahmen wurden die Reha-Zeiten so angepasst, dass es nun zwei Gruppen gibt, eine von 8 bis 13 und eine von 13 bis 18 Uhr. „Wir hätten im Reha-Zentrum sonst gar keinen so großen Raum, um alle gleichzeitig behandeln und den Abstand einhalten zu können.“ Für die Ärzte und Therapeuten bedeute das jedoch einen großen Aufwand. Und auch das stundenlange Tragen der FFP2-Masken stelle eine enorme Einschränkung für die Mitarbeiter dar. „Die normalen Mund-Nasen-Bedeckungen erträgt man ja noch halbwegs. Aber die FFP2-Masken stundenlang zu tragen, ist anstrengend.“ Ansonsten laufe wieder alles so normal wie möglich. Anfangs hätte man nicht mit mehr als zehn Patienten gleichzeitig arbeiten dürfen, auch Outdoor-Angebote wie Nordic-Walking waren erst nicht möglich. „Das geht zum Glück alles wieder.“
„Wir sind schon erleichtert“
Finanziell habe man auch alles einigermaßen überstanden. „Es gab einen Rettungsschirm von der deutschen Rentenversicherung.“ Der reiche allerdings nicht aus, um alle Verluste wieder auszugleichen. „Aber wenn es keine zweite Welle und damit einen zweiten Lockdown gibt, sollten wir alle noch in den schwarzen Zahlen sein“, prognostiziert Dr. Huber. „Aber wir sind schon erleichtert. Noch ein paar Monate hätte es so nicht weitergehen dürfen.“ -sei-
Straubinger Tagblatt vom 07.07.2020
Dr. Carsten Isenberg, Leiter der Neurologie mit Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) des Klinikum St. Elisabeth, freut sich über die Kooperation mit der Ergotherapeutin Kathrin Neißendorfer von erGO konzept.
Neue Kooperation
Klinikum St. Elisabeth und Ergokonzept
Seit 1. Mai ist die Praxis für Ergotherapie erGO konzept zuständig für alle ergotherapeutischen Leistungen im Klinikum St. Elisabeth. Haupteinsatzgebiet ist die Neurologie mit der Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) unter der Leitung von Dr. Carsten Isenberg. Hier erhalten Schlaganfallpatienten in der therapeutisch wichtigen Akutphase täglich Ergotherapie, um frühzeitig Funktion und Aktivität in der betroffenen Extremität anzubahnen. Durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Ärzten und Therapeuten der Logopädie, der Physiotherapie, den Pflegekräften und dem Sozialdienst steht das Ziel einer raschen Rückgewinnung verloren gegangener Funktionen bereits schon stationär im Vordergrund. Die Ergotherapiepraxis erGO konzept ist spezialisiert auf neurologische sowie orthopädische Patienten. Durch Zusatzausbildungen wie zum Beispiel „Fachtherapeutin für Neurorehabilitation“ oder „zertifizierte Schwindel- und Vestibulartherapeutin“ können Patienten bereits stationär profitieren. Die Station der Neurologie hat sechs Monitorbetten und fünf Schlaganfallnachsorgebetten. Es werden jährlich über 500 Patienten mit Schlaganfall behandelt. -red-
Straubinger Tagblatt vom 06.04.2019
Fachzentrum für Ergotherapie öffnet
erGOkonzept jetzt auch in Straubing – Eine der modernsten Ostbayerns
Seit Januar 2019 gibt es in Straubing eine der modernsten Rehabilitationseinrichtungen von ganz Ostbayern. Das Fachzentrum für Ergotherapie erGOkonzept hat in der Schlesischen Straße 114, im neuen Donaumarkt Ärztehaus eröffnet. Kathrin Neißendorfer, staatlich anerkannte Ergotherapeutin, hat den zusätzlichen Schritt vom Land in die Stadt gewagt.
Bereits seit 2006 führt Kathrin Neißendorfer eine Praxis in Kirchroth. Insgesamt kann sie auf eine 16-jährige Berufserfahrung zurückblicken, bei der sie zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin auch die Zusatzqualifikation als Fachtherapeutin für Neurorehabilitation abgeschlossen hat und voraussichtlich im Mai die Ausbildung zur zertifizierten Schwindel- und Vestibulartherapeutin abschließen wird. Eine weitere berufliche Besonderheit ist, dass Kathrin Neißendorfer seit Januar 2019 über die Asklepios Klinik in Schaufling täglich im Klinikum St. Elisabeth in Straubing auf der neurologischen Station mitarbeitet und dort Schlaganfallpatienten vom ersten Tag an versorgt.
Damit wurde Neuland betreten, allerdings gestützt auf wissenschaftliche Grundlagen, denn Studien belegen, dass die effektivste Behandlung so schnell wie möglich begonnen werden soll. „Je eher nach dem Ereignis mit einer Therapie begonnen wird, umso größer sind die Chancen, dass verloren gegangene Funktionen zurückgelangen“, erklärt Kathrin Neißendorfer. Im Praxisbetrieb wird sie von einer Verwaltungskraft und fünf Ergotherapeuten unterstützt, die durch verschiedene Schwerpunkte alles rund um Neurologie, Orthopädie, Handtherapie und Geriatrie abdecken.
Motorisches Lernen nach Schlaganfall festigen
Speziell in der neuen Praxis in der Schlesischen Straße 114 werden neurologische und orthopädische Patienten versorgt sowie Handtherapie angeboten. Wie Kathrin Neißendorfer anhand des Beispiels von Schlaganfallpatienten erläutert, verfügt das Gehirn über Plastizität, das heißt andere Teile des Gehirns sind in der Lage, das durch Schlaganfall unterversorgte Gebiet mitzuversorgen. Hierzu hat der Patient durch die modernen Geräte die größten Chancen, das motorische Lernen zu festigen. So liegt beispielsweise ein großer Schwerpunkt auf der Stabilisierung des Rumpfes. „Gerade der Rumpf ist bei vielen Patienten instabil, bildet aber das Zentrum. Ist dieser instabil, können die Arme und Beine keine ausreichende motorische Funktion haben“, erklärt Kathrin Neißendorfer.
Eine noch intensivere und äußerst praktikable Gang-Rehabilitation ist mit dem Endeffektor Gangtrainer Lyra möglich. Auf ihm wird eine zehn- bis 20-fach höhere Repetitionszahl als bei üblichen medizinischen Laufbändern erreicht, das sich evidenzbasiert auf die Wiederherstellung einer selbständigen alltagstauglichen Gehfähigkeit auswirkt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation stuft diesen Endeffektor Gangtrainer als am besten geeignete Rehabilitationstechnologie für Schlaganfallpatienten ein. Abschließend sei noch auf die äußerst hilfreiche Zusammenarbeit der Praxis mit der Firma Hausladen und dem Fahrdienst Seidel mit Blick auf Versorgung, Erprobung und Fahrservice hingewiesen.